Besorgte
Zuschauer, herzlich willkommen zu „Planet Erde: unser liebevolles
Zuhause“. Um ein Bewusstsein für die tiefgreifenden und zerstörerischen
Auswirkungen der Viehzucht auf die Umwelt zu schaffen, lud die
gemeinnützige britische Gruppe „Mitgefühl in der Landwirtschaft der
Welt“ (Compassion in World Farming) zu einem Vortrag mit
Podiumsdiskussion zu diesem Thema in London, England ein.
Die
Veranstaltung fand im September 2008 mit 400 Teilnehmern aus der
Regierung, der diplomatischen Ebene, mit Expertenkommissionen und
wissenschaftlichen Organisationen statt.
Im Podium saßen Dr. Henning Steinfeld, Viehzuchtspezialist der Welternährungsorganisation
der UN (FAO) und Mitautor des sehr bekannten UN-Berichts „Der lange Schatten der Viehzucht: Umweltproblematik und Optionen“.
Im
Podium saßen auch Dr. Robert Watson, wissenschaftlicher Leiter der
britschen Behörde für Umwelt, Nahrung und ländliche Entwicklung.
Felicity Lawrence, britische Bestsellerautorin mit Büchern über die
Nahrungsmittelindustrie. Professor John Powles, Hauptdozent für
öffentliche Gesundheit an der Universität Cambridge, England und Joyce
D’Silva, Expertin für das Wohl der Nutztiere von „Mitgefühl in der
Landwirtschaft der Welt“.
Der
Vortrag mit dem Titel „Globale Erwärmung: die Auswirkungen der
Fleischproduktion und des Fleischverzehrs auf den Klimawandel“ wurde
von dem angesehenen Dr. Rajendra Pachauri gehalten, Vorsitzender des
Weltklimarates der Vereinten Nationen und Vegetarier.
Die
Medienberichte über die Rolle des Fleischverzehrs hinsichtlich des
Anheizens des Klimawandels haben erheblich zugenommen, seit Dr.
Pachauri im Jahr 2008 die Welt dazu aufgerufen hat, weniger Fleisch zu
essen, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.
Aus Anlass des Earth Days zeigen wir nun ein paar Ausschnitte aus Dr. Pachauris mitreißender Rede.
Dr. Pachauri:
Ich
werde Ihnen jetzt zu Anfang ein paar wichtige Ergebnisse aus dem 4.
Klimabericht des IPCC (Weltklimarat der Vereinten Nationen) mitteilen.
Dann
behandle ich das Thema Fleischverzehr und seinen Beitrag zum
Treibhausgas-Ausstoß und danach spreche ich über ein paar
Möglichkeiten, die eine Verminderung zustande bringen sollten.
Das
ist einfach ein Überblick über die Veränderungen, die stattgefunden
haben. Es sind die beobachteten Veränderungen bei den
durchschnittlichen Temperaturen des Weltklimas, beim durchschnittlichen
Meeresspiegel und der Schneedecke der nördlichen Halbkugel.
Hier werden Sie bemerken, dass diese Aufzeichnung der
Temperaturschwankungen seit Beginn der Industrialisierung
offensichtlich Aufs und Abs aufzuweisen hat. Das liegt vor allem daran,
dass die Veränderungen sowohl als Resultat natürlicher Faktoren als
auch durch von Menschen gemachten Einflüssen stattgefunden haben.
Besonders
bedeutsam allerdings ist, dass man in den letzten Jahrzehnten sehen
kann, dass der Temperaturanstieg viel steiler ist als in den
vorangegangenen Jahrzehnten.
Darum findet man – und ich sage dazu gleich noch mehr – größtenteils
als Resultat des menschlichen Beitrags zur Konzentration der
Treibhausgase diese rapide Zunahme der Temperaturen, die in den letzten
Jahrzehnten – stattgefunden hat. Und wenn man die Gesamtzunahme, den
durchschnittlichen Zuwachs im 20. Jh. anschaut, dann belief er sich auf
0,74 Grad Celsius.
Direkte Beobachtungen des jüngsten Klimawandels
Der 4. Sachstandsbericht des Weltklimarats, Seite 3
Abb.
SPM.3. Beobachtete Veränderung bei (a) durchschnittlicher globaler
Oberflächentemperatur, (b) durchschnittlicher globaler Meereshöhe über
Gezeitenpegel (blau) und Satellitendaten (rot) und (c) Schneedecke auf
der nördlichen Halbkugel im März-April.
Dementsprechend
zeigt Ihnen das mittlere Diagramm den weltweiten Durchschnitt bei den
Veränderungen der Meereshöhen. Das waren, wenn ich das erwähnen darf,
im 20. Jh. etwa 17 cm.
Sie könnten nun sagen, dass 17 cm nicht viel
sind, aber wenn Sie auf den Malediven oder in einem tief liegenden Teil
von Bangladesch leben, dann sind 17 cm – also fast ein Fuß – schon sehr
viel.
Man muss da gar nicht warten, bis die gesamte Landfläche
aufgrund des Meeresspiegelanstiegs überschwemmt wird, sondern es gäbe
einfach aufgrund der Überflutungen der Küsten und durch die Sturmwellen
und Wirbelstürme bei höherem Meeresspiegel größere Zerstörungen.
Die Schneedecke der nördlichen Halbkugel geht zurück. Man kann das
ganz besonders an der arktischen Region sehen, die sich zweimal so
schnell aufwärmt wie der Rest des Globus.
Der 4. Sachstandsbericht des Weltklimarats, Seite 7
Der
fortgesetzte Ausstoß der Treibhausgase in den gegenwärtigen oder in
höheren Mengen würde eine weitere Erwärmung und viele Veränderungen im
Klimasystem des 21. Jahrhunderts verursachen, die ziemlich
wahrscheinlich größer sind als die im 20. Jahrhundert beobachteten
Veränderungen. Die optimistischste Schätzung beim niedrigen Szenerio
sind 1,8 Grad Celsius und die optimistischste Schätzung beim hohen
Szenario sind 4 Grad. WG1 {10.3} (SPM Seite 15)
Multi-Model-Durchschnittswerte
und die Einschätzung der Ausmaße der Oberflächenerwärmung. Die
Oberflächenerwärmung beim Multi-Model-Durchschnittswert (bezogen auf
1980-1999) für die Szenarios A2, A1B und B1 wird in festen Linien
dargestellt und zeigt sich als Fortsetzung der Simulationen des 20.
Jahrhunderts. Die Schattierung zeigt die ±1 Standardabweichung vom
jährlichen Durchschnitt des einzelnen Modells. Die orange Linie gilt
für das Experiment, wo die Konzentrationen konstant bei den Werten des
Jahres 2000 gehalten wurden. Die grauen Schraffierungen rechts zeigen
die optimistischste Schätzung (feste Linie in jedem Streifen) und eine
Einschätzung der wahrscheinlichen Ausmaße für die sechs
SRES-Marker-Szenarios an. Bei der Einschätzung des optimistischsten
Szenarios in den grauen Streifen und seiner wahrscheinlichen Ausmaße
werden die AOGCMs links in der Abbildung und auch die Resultate aus
einer Reihe unabhängiger Modelle und Randbedingungen bei der
Beobachtung einbezogen.
Nun haben wir im 4. Klimabericht
des IPCC Vorhersagen über Temperaturanstiege zum Ende dieses Jh.
gemacht und natürlich gibt es – basierend auf Szenarien des
Wirtschaftswachstums, von technologischen Veränderungen und anderen
Faktoren – eine ganze Vielzahl von Ergebnissen, die man vorhersagen
kann.
Dementsprechend werden wir zum Ende des Jahrhunderts eine
Reihe dieser Temperaturerhöhungen haben, angefangen von 1,1 Grad
Celsius bis zu 6,4 Grad Celsius.
Aber wir haben zwei so genannte beste Schätzungen, am unteren Ende,
wo wir sie auf 1,8 Grad Celsius schätzten, und am oberen Ende auf etwa
4 Grad Celsius.
Ich könnte sagen, dass sogar die 1,8 Grad Celsius
Erhöhung einen Grund bietet, Alarm zu schlagen, denn zusammen mit den
0,74 Grad Erhöhung, die im 20. Jh. eingetreten sind, addiert sich das
auf über 2,5 Grad Celsius.
Bei Betrachtung der Einflüsse des Klimawandels sind wir
nun zu dem Schluss gekommen, dass eine Temperaturerhöhung von 2,5 Grad
Auswirkungen verursacht, die eindeutig auf jeglicher Basis unakzeptabel
wären, besonders auf der Basis von Gerechtigkeit, weil manche der am
meisten betroffenen Regionen der Welt jene sind, die kaum an der
Verursachung des Problems beteiligt waren.
Das sind Regionen, in
denen großflächig Armut vorherrscht. Da gibt es absolut keine
Infrastruktur oder Kapazität, die sie befähigen könnten, den Einflüssen
des Klimawandels standzuhalten.
Der Punkt, auf den ich also kommen
möchte, ist, dass wir wirklich etwas gegen die derzeitigen Tendenzen
unternehmen müssen, und wir müssen größere Veränderungen herbeiführen,
durch die wir für die Zukunft dieses Planeten Sorge tragen können.
Sie
schauen gerade „Planet Erde: unser liebevolles Zuhause“ auf Supreme
Master Television. Bitte bleiben Sie dran. Wir sind gleich zurück.
* * *
Willkommen zurück zu „Planet Erde: unser liebevolles Zuhause“ auf Supreme Master Television.
Wir
hören Auszüge aus dem Vortrag mit dem Titel „Globale Erwärmung: die
Auswirkungen der Fleischproduktion und des Fleischverzehrs auf den
Klimawandel“, gehalten von Dr. Rajendra Pachauri, Vorsitzender des
Weltklimarates der Vereinten Nationen, zum Klimawandel in London,
England.
Die Rede wurde bei einer Konferenz über Umweltauswirkungen
der Viehzucht gehalten, gesponsert von der britischen ehrenamtlichen
Gruppe „Mitgefühl in der Landwirtschaft der Welt“.
Der 4. Sachstandsbericht des Weltklimarats, Seite 5
Die Konzentrationen von
CO2, von Methan (CH4) und Lachgas (N2O) in der Erdatmosphäre haben
zugenommen; und zwar sind sie ein deutliches Ergebnis der menschlichen
Aktivitäten seit 1750. Sie übersteigen nun bei weitem die
vorindustriellen Werte, die durch die Untersuchungen von Eisbohrproben,
die viele Tausende von Jahren umfassen, bestimmt wurden.*****
Dr. Pachauri:
Das
gibt Ihnen ein Bild darüber, wie die Emissionen seit den 1970ern
angewachsen sind. Natürlich ist offensichtlich, dass die größte Quelle
für den Anstieg aus CO2-Emissionen stammt, die aus der Nutzung fossiler
Brennstoffe kommen.
Es gibt natürlich auch einen Anstieg bei anderen
Quellen von Kohlendioxid wie Abholzung, die ganz beträchtlich ist,
Verwesung organischer Stoffe und Torf usw.
Dann gibt es andere Gase wie Methan und Distickstoffoxid aus der Landwirtschaft und andere mehr.
Wenn
man nun weiter ins Detail gehen möchte, wie viele dieser Emissionen der
Fleischerzeugung zugerechnet werden, dann müssen wir schon auf einige
Zahlen blicken, die ich Ihnen vorlegen möchte.
Unglücklicherweise hat der Zuwachs an der weltweiten täglichen
Verfügbarkeit von Kalorien pro Kopf die Nahrungsmittelunsicherheit und
die Fehlernährung in armen Ländern nicht beseitigt und eher den Druck
auf die Umwelt verstärkt.
Nun gab es in den letzten Monaten, wie Sie
wissen, einen erheblichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Und in
manchen Ländern und Gesellschaften, wo fast 80 bis 90 Prozent des
Haushaltseinkommens für Lebensmittelkäufe weggehen, ist das eine echte
Katastrophe.
Und in der Folge gab es Demonstrationen, gab es
Proteste in mehreren Teilen der Welt. Aber besonders traurig ist die
Tatsache, dass jahrzehntelanges Bemühen, der Armut Herr zu werden,
durch das, was in den letzten Monaten geschah, wirklich ausgelöscht
wurde.
Es ist also wichtig für uns, die Ungerechtigkeit und Ungleichheit der Lebensmittelverteilung zu begreifen.
Obwohl
die Gesamtheit der Welt derzeit eine enorme Menge an Kalorien verzehrt,
sowohl pro Kopf als auch im Ganzen gesehen, lässt deren Verteilung sehr
zu wünschen übrig.
In den letzten vier Jahrzehnten gab es einen
Zuwachs an landwirtschaftlichem Boden von 500 Mio. Hektar auf Kosten
von Wäldern und anderer Bodennutzung.
Kürzlich war ich in Brasilien – vor etwa zwei Monaten – und war
eingeladen, vor dem dortigen Senat zu sprechen, und Madam Marina Silva,
die ehemalige Umweltministerin und andere Senatoren erzählten mir, dass
sie über die Geschwindigkeit, mit der im letzten Jahr die Abholzung im
Amazonas-Gebiet voranschritt, wirklich besorgt sind.
Sie scheint
Jahr für Jahr zuzunehmen. Ich meine also, worüber wir uns sorgen
müssen, ist, dass unser Waldland für die Landwirtschaft und damit
verbundene Zwecke abgeholzt wird.
Die Umwandlung von weiteren 500
Mio. Hektar in landwirtschaftlichen Grund ist bis 2020 vorgesehen,
insbesondere in Lateinamerika und in Afrika, südlich der Sahara.
Wenn wir uns die Emissionswerte der Landwirtschaft ansehen, vor
allem bei der Viehzucht, so sehen wir, dass 80 % der Emissionen, – des
gesamten landwirtschaftlichen Treibhausgasausstoßes – aus der
Massentierhaltung stammt.
Sie belaufen sich auf 18 % aller Treibhausgas-Emissionen, was hier dargestellt ist.
Und ich benutze Daten, die die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN) zur Verfügung stellt.
Als
man von der Rede hörte, die ich heute hier halten wollte, erhielt ich
eine Anzahl von Emails von Menschen, die ich schätze, die besagen, dass
die 18 %-Rechnung untertrieben ist, eine niedrige Schätzung ist, und es
tatsächlich sehr viel mehr ist.
McMichael A.J., Powles J., Butler C. und Uauy R., 2007
Food,
livestock production, energy, climate change, and health (Nahrung,
Viehzucht, Energie, Klimawandel und Gesundheit) The Lancet 370: 9594,
Seiten 1253-1263
Wenn wir uns die Proportionen der
Treibhausgasemissionen aus verschiedenen Teilen der Viehzucht
anschauen, stammt ein guter Teil aus der Abholzung und Versteppung, –
etwa 35,4% – dann der Dünger, sowohl direkt als auch indirekt; denn
bedenken Sie, dass ein großer Teil der Getreideproduktion in die
Futtermittelproduktion für Tiere gesteckt wird, die wegen ihres
Fleisches gezüchtet werden.
Und es entstehen Darmgase, die auch
einen großen Anteil ausmachen – 25 %. Und es gibt andere Quellen. Alles
das wird hier in übersichtlicher Form dargestellt.
Die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch führt, so glaube ich, zu
einem Treibhausgasausstoß, der einem Erwärmungspotenzial von 36,4 Kilo
CO2 entspricht, es setzt Düngerbestandteile frei, die 340 g
Schwefeldioxid entsprechen, 59 g Phosphaten und es verbraucht 169
Mega-Joules Energie.
Und ein Kilo Rindfleisch ist verantwortlich für einen CO2-Ausstoß,
den ein durchschnittlicher europäischer Autofahrer pro Auto auf 250 km
hat. Und es verbraucht so viel Energie, um eine 100 Watt-Birne 20 Tage
leuchten zu lassen.
Schauen wir uns jetzt noch einmal die Ungerechtigkeit der Lage an, und ich sage später noch ein wenig mehr dazu.
Es gibt 1, 6 Milliarden Menschen in dieser Welt, die keinen Zugang
zu Elektrizität haben und zuhause nie auch nur eine einzige Glühbirne
hatten.
Das ist für mich im 21. Jh., in dem wir uns befinden, eine riesige Tragödie.
Ich behaupte nicht, dass eine Reduzierung der Emissionen sich hier
in der Beleuchtung der Heime von Leuten auswirkt, die heute keine
Elektrizität haben, es macht nur den starken Kontrast zwischen der
Situation wohlhabender Gesellschaften und jener, die wirklich
unterprivilegiert sind, deutlich.
Danke, dass Sie heute bei uns sind zu „Planet Erde: unser
liebevolles Zuhause“. Bitte schalten Sie nächste Woche wieder ein zu
Teil 2 unserer Sendung, die Dr. Pachauris Rede über die wesentliche
Rolle der Viehzucht bei der Entstehung des Klimawandels wiedergibt.
Im Anschluss folgt „Erleuchtende Unterhaltung“, nach „Bemerkenswerte Nachrichten“, bleiben Sie also dran.
Wir wünschen Ihnen und allen Lebewesen auf dem Planeten einen sehr frohen Earth Day 2009!
* * *
Besorgte Zuschauer, herzlich willkommen zu „Planet Erde: unser liebevolles Zuhause“.
Um
ein Bewusstsein für die tiefgreifenden und zerstörerischen Auswirkungen
der Viehzucht auf die Umwelt zu schaffen, lud die gemeinnützige
britische Gruppe „Mitgefühl in der Landwirtschaft der Welt“ (Compassion
in World Farming) zu einem Vortrag mit Podiumsdiskussion zu diesem
Thema in London, England ein.
Die Veranstaltung fand im September 2008 mit 400 Teilnehmern aus der
Regierung, der diplomatischen Ebene, mit Expertenkommissionen und
wissenschaftlichen Organisationen statt.
Im Podium saßen Dr. Henning Steinfeld, Viehzuchtspezialist der Welternährungsorganisation
der UN (FAO) und Mitautor des sehr bekannten UN-Berichts „Der lange Schatten der Viehzucht: Umweltproblematik und Optionen“.
Im Podium saßen auch Dr. Robert Watson, wissenschaftlicher Leiter
der britschen Behörde für Umwelt, Nahrung und ländliche Entwicklung.
Felicity Lawrence, britische Bestsellerautorin mit Büchern über die
Nahrungsmittelindustrie.
Professor John Powles, Hauptdozent für
öffentliche Gesundheit an der Universität Cambridge, England und Joyce
D’Silva, Expertin für das Wohl der Nutztiere von „Mitgefühl in der
Landwirtschaft der Welt“.
Der Vortrag mit dem Titel „Globale Erwärmung: die Auswirkungen der
Fleischproduktion und des Fleischverzehrs auf den Klimawandel“ wurde
von dem angesehenen Dr. Rajendra Pachauri gehalten, Vorsitzender des
Weltklimarates der Vereinten Nationen und Vegetarier.
Die Medienberichte über die Rolle des Fleischverzehrs hinsichtlich
des Anheizens des Klimawandels haben erheblich zugenommen, seit Dr.
Pachauri im Jahr 2008 die Welt dazu aufgerufen hat, weniger Fleisch zu
essen, um der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.
Zusätzlich zu seiner Bitte an die Menschen, ihren Fleischverzehr
einzuschränken oder ganz einzustellen, fordert Dr. Pachauri die
Menschen der entwickelten Welt auf, den 1,6 Mrd. Menschen des Planeten,
die keinen Zugang zur Elektrizität haben, beizustehen.
Das gemeinnützige indische Energie- und Rohstoffinstitut (TERI),
dessen Generaldirektor er ist, hilft diesen benachteiligten Personen
beim Aufbau eines besseren Lebens, indem es Solarlampen und
-taschenlampen durch die Kampagne von TERI „Eine Milliarde Leben
erhellen“ zur Verfügung stellt.
Wir machen weiter mit noch mehr Highlights aus Dr. Pachauris interessanter Rede.
US-Landwirtschaftsministerium
(USDA): Die empfohlene tägliche Fleischmenge liegt bei 170 g pro Tag.
Im Bericht der internationalen Krebsforschungsorganisation (WCRF)
werden nur 300 g rotes Fleisch pro WOCHE zur Verbesserung der
Volksgesundheit und 500 g pro Woche zur Erreichung persönlicher
Gesundheitsziele empfohlen.
Dr. Pachauri:
Über
zwei Drittel der Energie wird in die Produktion und den Transport
tierischer Futtermittel gesteckt. Das ist eine beträchtliche Zahl.
Und
das deutet ganz klar hin auf den Plan der Massenviehwirtschaft
bezüglich der Fleischprodukte. Das sind natürlich zusätzliche
Treibhausgas-Quellen aus dem Fleischverzehr. Fleisch muss üblicherweise
bei hohen Temperaturen über lange Zeit gekocht werden. Man kann Gemüse
ungekocht essen und manchmal ist es wahrscheinlich gesünder, das zu
tun, weil man so alle Nährstoffe in den pflanzlichen Produkten erhält.
Und
große Teile des Fleisches werden zu Abfallprodukten: Knochen, Fett,
abgelaufene verdorbene Produkte usw., die ziemlich wahrscheinlich in
Müllgruben landen und verbrannt werden.
Das ist also eine zusätzliche Emissionsquelle, die wir ins Kalkül
ziehen müssen. Wenn man zwei gleichwertige Mahlzeiten vergleicht –
sagen wir, man vergleicht ein Beefsteak von 170 g mit der Mahlzeit, die
man oben sieht; eine Tasse Brokkoli, eine Tasse Aubergine, 110 g
Blumenkohl, 220 g Reis.
Wenn man sich nun die Auswirkungen jeder
dieser beiden Speisen anschaut, sieht man, dass die eine 181 g CO2
verursacht, während der Treibhausgasausstoß des 170 g Steaks sich auf
4,5 kg an CO2-Äquivalenten beläuft – das sind 25 Mal so viel.
Der
Viehzuchtsektor ist der weitaus größte anthropogene Bereich – hat den
größten vom Menschen verursachten Landverbrauch. Die Viehzucht
verbraucht 70 % des landwirtschaftlichen Bodens und 30 % der
Landgebiete auf der Erdoberfläche.
Und 70 % des ehemals bewaldeten Landes im Amazonasgebiet sind jetzt
Viehweiden; und Ackerland, auf dem Tierfutter wächst, bedeckt einen
großen Teil des Restes.
Ich habe die brasilianische Wirtschaft vor etwa 15 bis 20 Jahren
beobachtet, und Sie erinnern sich sicher, dass die 1980er Jahre eine
Periode waren, da Brasilien riesige Auslandsschulden hatte – etwa 120
Mrd. USD zum damaligen Zeitpunkt. Und eine der Möglichkeiten, für die
man sich entschied, um sie aufzulösen und auszugleichen, war, große
Waldgebiete in Weideland umzuwandeln.
Damit ging das ganze Problem
los, aber es hält noch immer an. Brasilien steht nicht alleine; es gibt
verschiedene andere Länder in der Welt, die dasselbe getan haben.
Zwanzig Prozent des Weidelandes ist durch Überweidung, Verdichtung und Bodenabtragung zerstört.
Sie
wissen, dass auf einem Großteil davon keinerlei Ackerbau mehr möglich
ist. Andere Umwelteinflüsse durch die Viehzucht: die Wassermenge für
die Produktion von je einem Kilo Mais beträgt 900 Liter; Reis 3000
Liter, Hühnchen 3.900 Liter, Schweinefleisch: 4.900 Liter und
Rindfleisch kolossale 15.500 Liter.
Auch der Wasserverbrauch ist also sehr hoch, wenn man den ganzen Kreislauf anschaut.
Die
Viehzucht ist verantwortlich für 64 % der Ammoniak-Emissionen, die zum
sauren Regen beiträgt. Die Viehzucht gehört zu den größten
bereichsbezogenen Quellen der Land- und Wasserverschmutzung durch
Nitrate und Phosphor von Schlämmen und Silage, die abfließen und durch
den Gebrauch von Stickstoffdünger.
Wenn man also die Gesamtsumme all dieser Einflüsse anschaut, dann
ist klar, dass wir die Auswirkungen, des Fleisches auf die Umwelt –
seine Herstellung und sein Verzehr – nicht richtig berechnet haben.
Die Auswirkungen der Viehzucht auf die Verfügbarkeit von Nahrung:
Nun, ein Drittel der Weltgetreideernte und über 90 % der Sojaernte wird
als Viehfutter verbraucht, trotz der offensichtlichen
Unwirtschaftlichkeit.
Man braucht fast 10 kg Tierfutter, um 1 kg Rindfleisch herzustellen,
und 4 bis 5,5 kg Getreide, um 1 kg Schweinefleisch zu produzieren, und
2,1 bis 3 kg Getreide, um 1 kg Geflügelfleisch zu produzieren.
Nun
findet dieser Fleischverzehr tatsächlich in weit größerem Maße statt
als noch vor sogar – sagen wir – zwei oder drei Jahrzehnten.
Und
sogar in meinem Land – in Indien – ist die Geflügelindustrie richtig
aufgeblüht. Vieles davon fußt auf importiertem Getreide, das bei der
Aufzucht von Geflügel eingesetzt wird.
Und ich bin einige Jahre lang nach China gefahren. Mein erster
Besuch dort fand im Jahr 1981 statt, als China größtenteils
Schweinefleisch und natürlich Meeresfrüchte verzehrte.
Aber heute hat es in China einen großen Zuwachs beim Fleischverzehr gegeben.
Das
ist etwas ganz Typisches; wenn in aller Welt die Einkommen steigen,
wechseln die Menschen von Gemüse zu tierischem Eiweiß und zum
Fleischkonsum.
Ein Bauer kann bis zu 30 Personen das ganze Jahr über auf einem
Hektar Land mit Gemüse, Obst, Getreide und Pflanzenfetten versorgen.
Wenn das gleiche Land für die Produktion von Eiern, Milch oder Fleisch
verwendet wird, verringert sich die Personenzahl auf 5 bis 10.
Das ist also eine bedeutende Veränderung.
Sie sehen „Planet Erde: unser liebevolles Zuhause“ hier auf Supreme Master Television.
Bitte bleiben Sie dran, wir setzen in Kürze unsere Sendung mit einem Vortrag von Dr. Rajendra Pachauri fort.
* * *
Willkommen zurück zur Sendung „Planet Erde: unser liebevolles Zuhause“ auf Supreme Master Television.
Wir
hören einige Auszüge aus einem Vortrag, gehalten von Dr. Rajendra
Pachauri – Vorsitzender des Weltklimarates der UN – mit dem Titel
„Globale Erwärmung: die Auswirkungen der Fleischproduktion und des
Fleischverzehrs auf den Klimawandel“.
Der Vortrag wurde gehalten bei einer Konferenz über die Auswirkungen
der Viehzucht auf die Umwelt und gesponsert von der gemeinnützigen
britischen Gruppe Mitgefühl in der Landwirtschaft der Welt.
Dr. Pachauri:
Aber auf diese Weise hat die Fleischproduktion über einen bestimmten Zeitraum hinweg zugenommen.
Im Jahr 2006 produzierten die Landwirte 276 Mio. Tonnen Fleisch – 5 Mal so viel wie in den 1950er Jahren.
Das ist also eine starker Zuwachs.
Wenn wir uns die Länder anschauen, die die größte Zunahme hatten, –
man sieht sie hier, und es sind natürlich nicht die einzigen, es gibt
auch noch andere – stellt man einige bedeutende Veränderungen und eine
Steigerungsrate beim Konsum hier fest; was alles zusammen zum Zuwachs
führt, der gerade stattfindet.
Diese Zahlen stammen von der FAO (der Welternährungsorganisation der UN).
Im Jahr 2006 produzierten
die Bauern schätzungsweise 276 Mio. Tonnen Hühner-, Schweine-, Rind-
und andere Fleischsorten – viermal so viel wie im Jahr 1961.
Durchschnittlich isst jede Person doppelt so viel Fleisch wie damals –
etwa 43 kg.
Worldwatch Institute, Zur Lage der Welt 2008 (Jahrbuch)
Zwischen
1950 und 2000 hat sich die Weltbevölkerung von 2,7 auf 6,7 Mrd.
Menschen verdoppelt, während sich die Fleischproduktion verfünffacht
hat – von 45 auf 233 Mrd. kg pro Jahr.
1) Lancet, Food, livestock
production, energy, climate change, and health, 2007 (Lancet, Nahrung,
Viehzucht, Energie, Klimawandel und Gesundheit, 2007): http://www.theaustralian.news.com.au/story/0,25197,22410650-12377,00.html
Wenn
wir die zu erwartenden Trends in der Massenviehzucht anschauen, kommt
es – gut geschätzt – zu einer Verdopplung der weltweiten
Fleischproduktion bis 2050, es könnte von 229Mio. Tonnen auf 465 Mio.
Tonnen steigen. Das sind natürlich Daten die von Mitgefühl in der
Landwirtschaft der Welt stammen – ich schau das schnell durch, denn ich
bin sicher es wird eine Diskussion dazu geben.
Ich überspringe einfach diese Zahlen. Und auch das stammt von derselben Organisation Mitgefühl in der Landwirtschaft der Welt.
Hier auf der linken Seite sind ein paar Dinge aufgelistet, die den Ausstoß von Fleisch erhöhen.
Auf
der rechten Seite sind einige der Folgen aufgelistet, und zwar die
Auswirkungen sowohl auf die Tiere als auch darauf, was mit der
Gesellschaft im Allgemeinen geschieht.
Was ich sagen möchte: Es ist an der Zeit, dass wir unser Konsumverhalten verändern.
Ich spreche deshalb über die Verringerung des Fleischverzehrs, weil es etwas ist, was es jeder Einzelne tun kann.
Oft
wenn man über den Klimawandel spricht, gibt es in jedem Publikum einen,
der fragt: „Okay, ich akzeptiere das alles, aber was kann ich
persönlich in meinem Leben tun?“
Man kann ihm dann sagen, dass er
die Glühbirnen austauscht, sich Kompaktleuchtstofflampen kauft, die
Lichter ausschaltet, wenn er von einem Zimmer ins andere geht, zu Fuß
geht, statt ins Auto zu springen, den Thermostat so einstellt, dass man
im Winter zuhause eher eine Strickjacke als ein T-Shirt tragen würde
usw.
Aber ich glaube, dass das, was wir ohne all zu große Anstrengung tun können, die Reduktion des Fleischverzehr ist.
Ich
denke, das ist ein Wandel des Lebensstils, der in der Macht eines jeden
Menschen liegt. Die Verminderung der Größe der Viehzuchtindustrie durch
reduzierten Konsum ist der wirksamste Weg die Treibhausgas-Emissionen
zu einzudämmen.
Britische und US-amerikanische Haushalte verschwenden etwa 1/3Drittel der Nahrung, die sie kaufen.
Eine
Änderung des Konsumverhaltens wird notwendig, um eine nachhaltige
Gesellschaft mit niedrigem CO2-Ausstoß zu erreichen. Was würde die
Kraft der britischen Käufer bewirken? Der durchschnittliche Haushalt
würde durch die Halbierung des Fleischverzehrs seinen CO2-Ausstoß
stärker reduzieren als durch die Halbierung seiner Autofahrten.
Das
ist also eine wichtige Tatsache. Ein vierköpfige Familie, in der jeder
einen Burger von 125 g isst, ist verantwortlich für einen CO2-Ausstoß,
der einer Autofahrt von London nach Cambridge entspricht – 16 kg an
CO2-Emissionen.
Das sind nur ein paar der Fakten, die auf die Bedeutung und die
Folgen hinweisen, die eine Verminderung des Fleischverzehrs bewirkt.
Wenn
aufgrund des ganzen Fleischkreislaufes CO2-Emissionen stattfinden, dann
denke ich, sollten die Kosten für die Gesellschaft verinnerlicht werden
und es sollte darauf eine Steuer oder so etwas erhoben werden.
Ich
habe vorhin erwähnt, dass 1,6 Mio. Menschen in der Welt keinen Zugang
zur Elektrizität haben. Wir könnten nun thermische Kraftwerke errichten
und Kohle verbrennen oder irgendetwas anderes, um Strom zu erzeugen.
Selbst wenn wir das tun, können sich viele von ihnen einfach den
Stromanschluss für ihre Häuser nicht leisten.
Mein Institut und ich haben daher ein groß angelegtes Programm gestartet, das wir „Eine Milliarde Leben erhellen“ nennen.
Es handelt sich im Wesentlichen um Photovoltaik.
Wir
haben Solarlaternen und Solartaschenlampen entwickelt, die übrigens auf
die Bedürfnisse der Armen in ländlichen Gegenden zugeschnitten sind.
Ich denke insgesamt, was Gandhi sagte, ist in jeder Hinsicht bedeutsam
in Bezug auf die Taten, die beim Kampf gegen den Klimawandel
erforderlich sind.
„Seid die Veränderung, die ihr in der Welt sehen wollt!“
Es war uns ein Vergnügen, Sie an diesen Auszügen aus dem wichtigen
Vortrag Dr. Rajendra Pachauris teilhaben zu lassen, der darstellt, wie
die Herstellung und der Verzehr tierischer Produkte den Klimawandel
ungeheuer anheizt, hier auf Planet Erde: unser liebevolles Zuhause.
Bleiben
Sie nun bei uns für „Erleuchtende Unterhaltung“, gleich nach
„Bemerkenswerte Nachrichten“. Mögen wir alle, unsere Biosphäre achten
und uns um sie kümmern.
Vortrag Dr. Pachauris Audio- und PowerPoint-Dateien runterladen
Vortrag Dr. Pachauris und Fragen und Antworten und Diaschau von Dr. Pachauri
Bericht der Welternährungsorganisation der UNO "Der lange Schatten der Viehzucht"
Vollständiger 408-seitiger UN-Bericht
Diese Zusammenfassung (1 Seite PDF-Datei)
Nachrichtenartikel mit Kommentaren (2 Seiten PDF-Datei)